Hütten Chronik

Die Winkler Almhütte um 1908
Die Winkler Almhütte um 1908

Im Jahr 1893, zu einer Zeit, in der der Alpinismus langsam aufgekommen ist, entschlossen sich zwölf bergbegeisterte Haller die Bergsteigergesellschaft „Alpensöhne“ zu gründen, bereits 5 Jahre später war die Mitgliederzahl auf 48 angewachsen. So war es auch verständlich, dass der Wunsch nach einem eigenen Bergheim immer stärker geäußert wurde.

 

Im Jahr 1908 ergab sich die Gelegenheit von Herrn Michael Wirtenberger, K. u. K. Obersteiger im Salzberg und Besitzer der „Winkler Almhütte“ im Halltal das Gebäude samt 16 Hektar Grund zu erwerben. Mit dem Kaufvertrag vom 19.11. 1908 wurden die „Winkler Alm Hütte“, die Weide unterhalb der Alm und der Waldteil im Ausmaß von insgesamt 16 Hektar an die Alpensöhne übergeben. Die noch heute verwendete Bezeichnung „Winkler Hütte“ hat darin ihren Ursprung. Die Winkler Alm Hütte liegt auf einer Seehöhe von 1345m Seehöhe und war damals nur über einen schmalen und schlecht ausgebauten Steig zu erreichen.

Der Kaufpreis betrug 1000 Kronen. Welche € Betrag wäre dies heute? – Wenn davon ausgegangen wird, dass im Jahr 1911 auf der Hütte für einen Liter Wein 1,20 Kronen (für Nichtmitglieder) zu bezahlen war, so betrug der Kaufpreis – umgerechnet auf heutige Verhältnisse ca.14 000 Euro. Dabei stand man vor dem Problem, wer das Geld für den Ankauf der Liegenschaft aufbringen sollte. Aus dem Protokoll zur Generalversammlung vom 14. Jänner 1909 kann entnommen werden: „Debatte über die Schuldurkunde vom 3.1.1909 welche für die Gesellschaft Alpensöhne mit den 5 Hypotekargläubigern bezüglich des Winklergutes verfasst wurde“. Die folgenden fünf Männer hatten sich bereit erklärt, für den Kauf der Liegenschaft jeweils 200 Kronen aus der eigenen Tasche aufzubringen: Sie sollen hier im Besonderen angeführt werden: Josef Preyer, Hermann Puelacher, August Jung, Josef Anker und Anton Markl.

Auch wenn damit das Geld für den Ankauf der Liegenschaft bereitgestellt war, der Ausbau der neuen Hütte erforderte nochmals beträchtliche finanzielle Mittel. Daher versucht man in einer – heute würde man sagen „Bausteinaktion“ – den notwendigen Betrag dafür aufzubringen. In einem Schreiben vom Juli 1909 an die „löbliche Kaiser- Königliche Statthalterei in Innsbruck“ heißt es:

„Die gefertigte Bergsteiger Gesellschaft Alpensöhne ist im Begriff, die ihr gehörige Hütte umzubauen um sie als Unterkunftshütte für sich und Besucher zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck ist ein größerer Geldaufwand notwendig und würde diesen durch die Verausgabung von Anteilscheinen a 10 Kronen an Mitglieder sowie Nichtmitglieder gedeckt werden“.

 

Hüttenbau: Mit den Bauarbeiten wurden am 12. April 1909 begonnen, den ganzen Sommer über wurde intensiv am Umbau/ bzw. am teilweisen Neuaufbau an der Hütte gearbeitet. Zur Jahreswende 1909/1910 waren die Arbeiten bereits so weit fortgeschritten, dass die Hütte für die Silvesterfeier benutzt werden konnte. In der ersten Jahreshälfte 1910 wurden die Komplettierungsarbeiten im Inneren der Hütte abgeschlossen und der Bereich um die Hütte gestaltet.

Hütteneröffnung am 31.Juli 1910

 

Vom Oberen Stadtplatz in Hall, wo man sich um 6:30 Uhr traf, zogen die Alpensöhne gemeinsam mit 10 Mann der Milser Musik durch das Halltal und hinauf zur Hütte. Dort fand um 11:45 die feierliche Eröffnung der Hütte statt.

 

Die folgenden Zeilen sind aus einem Zeitungsartikel entnommen:

„Vom herrlichen Wetter begünstigt feierte die hiesige Bergsteigergesellschaft Alpensöhne ihre Hütteneröffnung, zu der sich 198 Besucher eingefunden haben. Offizielle Vertreter hatten entsandt: die Sektion des Alpenvereins, die Stadtgemeinde Hall, die Bergsteigervereinigung „Glockenhofer“, die Haller Turner– und Bergsteigerriege, die Halltaler, die Stadtgemeinde Hall, die Gemeinde Absam und der Bezirksschießstand. Diese, in bescheidenem Rahmen gehaltene Feier, zeigte so recht die Beliebtheit der strammen Alpensöhne. Altvorstadt Preyer übergab die Hüttenschlüssel, anschließend bot er den Vertretern der Vereine im Silberbecher feurigen Schampus als Willkommenstrunk. Schmuck und nett von außen überrascht die Hütte von innen noch viel mehr. Betritt man die Hütte, so meint man geradezu in einer Privatwohnung zu sein. Wie viele Schweißtropfen und welch ausdauernden Fleiß es gekostet hat, kann nur derjenige sagen, der selbst werktätig mitgearbeitet hat. Fesche Dirndl sorgten des Gastes leibliche Nahrung. Dass ab und zu schneidige Alplertänze und kernige Tiroler Lieder wechselten, braucht wohl kaum erwähnt werden“

Silvesterfeier 1910 auf der Hütte
Silvesterfeier 1910 auf der Hütte

Im Sommer 1912 wurde eine Brunnenstube oberhalb der Hütte betoniert, und eine Wasserleitung zur Hütte verlegt.

Zur Aufbesserung der Finanzen wurde die Konzession für den Ausschank Getränken erteilt, was allerdings den Unmut einiger Absamer Gastwirte hervorrief. Immerhin wurde unser Bergheim im Jahr 1912 von ca. 1000 Gästen besucht.

 

Der Hüttendienst wurde - damals wie heute - an den Wochenenden geleistet, manche Mitglieder ließen sich sogar an vier Wochenende hintereinander zum Dienst einteilen.

Aus den verschiedensten Hüttenbüchern ist zu entnehmen, dass die Hütte von vielen Mitgliedern als Ort der Sommerfrische benützt wurde, auch Andere befreundete Vereine, Firmen und Organisationen benutzten die Hütte für Betriebsausflüge oder diverse Feste.

Hütte nach Umbau 1932
Hütte nach Umbau 1932

Hüttenumbau 1931:

In der Folge nahm der Besuch der Hütte ständig zu, so dass man sich 1926 trotz der damaligen schlechten Wirtschaftslage für einen Erweiterungsbau entschied. Anlässlich einer Silvesterfeier im Jahr 1929, die auf Grund fehlender Schlafplätze auf der Hütte in St. Magdalena abgehalten wurde, beschloss man die Hütte aufzustocken um auch für eine größere Personenanzahl eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten. Nach positiver Erledigung des Ansuchens wurde von Frühjahr bis Herbst der Außenausbau mit einem neuen Dach fertig gestellt, im Jahr 1931 die Schlafräume abgeteilt und getäfelt. Das dafür notwendige Holz schlägerte man im eigenen Wald; sonstiges Baumaterial wurde mühevoll von der 2. Ladhütte hinauf getragen.

Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich waren die Alpensöhne eine Untergruppe des Deutschen Alpenvereins, die 50 – jährige Bestandsfeier konnte nur in bescheidenen Rahmen abgehalten werden. Gerade einmal 20 Besucher sind zu dieser Feier auf die Hütte gekommen.

 

Erst im Jahr 1957 wurde in der Stube die Wand zwischen dem vorderen und hinteren Teil entfernt und somit die Stube auch optisch wesentlich vergrößert.

 

Seilbahnbau

Da für den Hüttenbetrieb und die Hüttenversorgung das gesamte Material, die Getränke usw. von den Mitgliedern auf den Berg getragen werden musste, entschloss man sich eine Materialseilbahn zu bauen. 1960 ergriff der damalige Hüttenwart Karl Anker die Initiative und begann mit einigen Helfern, eine Materialseilbahn zu bauen, die sehr einfach ausgeführte Anlage konnte drei Jahre später in Betrieb genommen werden. Die Materialseilbahn wie sie sich heute präsentiert, wurde 1972 fertig gestellt. Um das Tragseil auf die Bergstation zu ziehen war die Mithilfe vieler starker Männer notwendig. Dabei wurden die Alpensöhne von den Halltalern, den Schafelern und von der AV Jungmannschaft unterstützt.

 

In den Folgejahren wurden an der Hütte laufend Instandhaltungs- und Verbesserungsarbeiten durchgeführt und die Trinkwasseranlage neu gebaut. Als letztes größeres Vorhaben wurde das Nebengebäude mit Holzlagerung, einem WC und einem kleinen Werkraum im heutigen Jahr erneuert. So können sich heute die Mitglieder wie die Gäste zu jeder Jahreszeit wohl fühlen, was an der hohen Besucherfrequenz, besonders an schönen Herbsttagen, deutlich zum Ausdruck kommt. Die Hütte ist vom 1. Mai bis zum 31. Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet, es werden Getränke ausgeschenkt und jedes Mitglied der Alpensöhne übernimmt jährlich ein bis zwei Hüttendienste.

Die notwendigen Arbeiten am Bergheim werden so wie früher in Gemeinschaftsarbeit an mehrmals jährlich stattfindenden Arbeitstagen vollbracht, wobei dem Verein zugute kommt, dass die Mitglieder aus den unterschiedlichen Berufssparten stammen und jeder seinen Beitrag für die Gemeinschaft leistet.

Hüttendach - Renovierung

Im April 2021 wurde nach intensiver Vorbereitung und Planung durch Obmann Engleitner Wolfgang und Hüttenwart Munter Karl die notwendige Renovierung des Hüttendaches in Angriff genommen. An mehreren Arbeitstagen und trotz eines heftigen Wintereinbruches (55cm Neuschnee) konnte durch eine tatkräftige Mithilfe aller Mitglieder das Vorhaben unfallfrei umgesetzt werden.

Auszüge aus dem Hüttenbuch